Die Macht des Beutegreifers

Die moderne Sympathiewelle für Beutegreifer, überlagert von der Fuchs-HNirrigen Ansicht, auch in stark beeinflussten Kulturlandschaften reguliere sich alles von selbst, führte in den letzten Jahren zu kontroversen Diskussionen in der Öffentlichkeit, aber auch in jagenden Kreisen. Gerade das Ansteigen der Fuchsbesätze wird bei Jägern gern als Diskussionsthema aufgegriffen, da es häufig allein der oralen Immunisierung der Rotröcke gegen Tollwut zugeschrieben wird. Damit wird der gegendweise starke und dramatische Rückgang der Hasenbesätze erklärt.

Allerdings sind aufgrund vorhandener Wissenslücken zur Situation der Räuber-Beute-Beziehungen und zu den Zusammenhängen und Abhängigkeitsbeziehungen der Verlustursachen in unserer Kulturlandschaft eindeutige Zuordnungen nur schwer möglich. So ist bekannt, dass z.B. der Rotfuchs einen nachweisbaren Einfluss auf Teile seines Beutespektrums ausübt. Zu beachten ist allerdings, dass sein Einfluss auf vitale Beutetierpopulationen in naturnahen Lebensräumen nicht bestandesgefährdend sein muss. Es ist aber auch wahrscheinlich, dass ein stark überhöhter Fuchsbesatz und die Zunahme weiterer, teilweise geschützter Beutegreifer, einen negativen Einfluss auf die Vorkommen bestimmter Bodenbewohner haben. So sind Fuchs und Habicht opportunistische Arten, die hervorragend in dicht besiedelten und stark genutzten Landschaften zurechtkommen. Der Einfluss von Fuchs und Habicht kann in Abhängigkeit vom Angebot an verfügbarer Nahrung und individuellen Neigungen auf bestimmte Beutetiere stark variieren. Es steht außer Frage, dass auch Rabenvögel einen bedeutenden Einfluss als Gelegeund Jungtiergreifer, insbesondere im deckungsarmen Frühjahr, haben.

In diesem Zusammenhang ist jedoch zu berücksichtigen, dass Fressfeinde nur ein Faktor in einem großen Komplex von
Einflussgrössen sind, die die Entwicklung bestimmter Arten beeinflussen können. In unseren Kulturlandschaften verschiebt
sich das ökologische Ungleichgewicht offensichtlich zugunsten bestimmter Opportunisten. Der Beutegreiferdruck auf das Niederwild sowie auf gefährdete Arten nimmt zu.

Zur Zeit ist die Jägerschaft von einer wirksamen Kontrolle der Fuchspopulationen vermutlich weit entfernt. In Deutschland haben sich die Streckenergebnisse zwar in den letzten Jahren umgekehrt: So werden gegenwärtig bedeutend mehr Füchse als Hasen erlegt. Mit der aktuellen Fuchsstrecke und -bejagung dürften die Stammbesätze aber nur in Einzelfällen erreicht werden.

Es sei hervorzuheben, dass die Fuchspopulationen durch intensive Bejagung auch ohne die Hilfe der Tollwut auf einem niedrigen Niveau gehalten und nachhaltig bewirtschaftet werden kann. Forderungen nach der Wiedereinführung der Tollwut zur Reduktion der Fuchsbesätze sind jagdethisch unvertretbar. Mit der partiellen Tollwutfreiheit durch Oralimmunisierung hat sich ein Teil der Jäger aus der Verpflichtung zur Fuchsbejagung entlassen gefühlt. Wenn tollwutfreie Räume langfristig erhalten werden sollen, muss der Einfluss der Jagd deutlich erhöht werden mit dem Ziel, den jährlichen Zuwachs des Fuchsbesatzes abzuschöpfen.

Aufwendige Artenschutzprogramme und die gleichzeitige Forderung nach einer Selbstregulation von Beutegreifern schließen sich in unseren Kulturlandschaften gegenseitig aus.

Thomas-Hans Deckert

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