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Sozialverhalten des Rehwildes Herausforderung für den Jäger 

Rehe gehören zu den stammesgeschichtlich ältesten RehbockWaldbewohnern. Bereits vor 25 Mio Jahren besiedelte es
seine Lebensräume. Im Gegensatz zu Wildschwein und Rothirsch ist es kein Rudeltier, das die Sicherheit seines
Familienverbandes wählt und von ihm abhängig ist. Das Reh ist die meiste Zeit des Jahres ein recht scheuer, heimlicher Einzelgänger. In Notzeiten bilden insbesondere im Feld lebende Rehe lockere Familienverbände (Sprünge). Die Sprünge lösen sich in Zeiten guten Futterangebotes jedoch wieder auf. Mit seiner geringen Körpergröße ist es ein typischer Schlüpfertyp. Damit ist es an die Lebensweise im dichten Unterholz und hohen Gras angepasst. Jedes Reh besiedelt sein eigenes Wohnzimmer im Haus Wald, in dem es Artgenossen meist nicht duldet. Gleichwohl kennen sich die Rehe benachbarter Territorien, ohne sich zu sehen. Sie verständigen sich sogar untereinander.
Das Satellitensystem der Rehe 

Der Geruchssinn ist der wichtigste und am besten ausgebildete Sinn des Rehwildes. Viele Verhaltensweisen werden
ausschließlich von ihm bestimmt. Rehe markieren ihre Wohngebiete mit Duftdrüsen oder Harnmarken und signalisieren:
Hier wohne ich! Jüngere und rangniedere Rehe meiden dieses Gebiet, weil sie am Geruch allein erkennen können, ob der unsichtbare Bewohner älter, stärker und ranghöher ist. Man riecht sich über bis zu 400m, ohne sich zu sehen. Obwohl der Gesichtssinn der Rehe nicht überragend ausgebildet ist, übertragen sie eine Reihe optischer Informationen an die Artgenossen:
Gerät beispielsweise ein Rehbock in das Territorium eines anderen Bockes, so zieht er seine Hoden an und legt alle Körperhaare an. So wirkt er für den Rivalen unbedeutender und erheblich jünger und kann einen Angriff vermeiden. Böcke schlagen bevorzugt junge Bäumchen mit ihrem Gehörn und entfernen dabei die Rinde. Ihr Einstand erhält seine Hausnummer. Eräugt oder vernimmt das Rehwild Störungen in seinem Lebensraum, ohne die Ursache zu erkennen, so schreckt es mit einem bellenden Laut zur Warnung.
Erkennt das Rehwild den Menschen, so schreckt es im allgemeinen nicht. Erfahrene Jäger geben sich Rehen, an denen nicht unbemerkt vorbeizukommen ist durch Pfiff, Winken, Sprechen zu erkennen. Sie springen dann ohne zu schrecken ab.
Erfahrene Rehe erkennen aber auch ihre Jagdpächter an der Regelmäßigkeit des Revierbesuches oder sogar am Motorengeräusch des benutzten Kraftfahrzeug. Wird das Motorengeräusch auch noch mit Jagdausübung verbunden, so verwandeln sich die Rehe in unsichtbare Waldgeister.

Mutter-Kind-Beziehungen

Weibliche Rehe bilden Mutterfamilien und besiedeln im Gegensatz zu den einzelgängerischen Böcken Sippenreviere, in denen man lockeren Kontakt pflegt, ohne sich zu nahe zu kommen. Erstmals setzende Ricken bringen ihre Kitze in der Nähe ihrer Mutter zur Welt und halten sich auch weiter in diesem Gebiet, dem Sippenrevier, auf. Aus dem Sippenverband lösen sich nur Ricken, die Kitze führen. Sie bilden dann eigene Sippen. Beim Tod der Kitze kehren sie in die alte Sippe zurück. Die einjährigen weiblichen Rehe schließen sich nach dem Tod der Mutter anderen, meist verwandten führenden Ricken an. Mutterlose Kitze können sich nur schwer anderen Sippen anschließen. Sie werden häufig nicht geduldet und können sogar zugrunde gehen. Sicher ist, dass verwaiste Kitze bis zu anderthalb Jahren in ihrer normalen Entwicklung zurückbleiben. Die führende und lehrende Pflege der Mutter fehlt. Diese engen sozialen Beziehungen muss auch der Jäger bei seinen steuernden Eingriffen in eine Rehpopulation beachten, will er sie gesund und überlebensfähig erhalten.

Das Reh : bekannte und geheimnisvolle Wildart

Das soziale Netz der Rehe ist wegen seiner Neigung zu unsichtbaren Beziehungen und Kommunikation nur schwer durchschaubar. Gleichwohl stehen Rehe in engem sozialen Kontakt zueinander. Diese Beziehungen muss auch der Jäger bei seinen steuernden Eingriffen in eine Rehpopulation beachten, will er sie gesund und
überlebensfähig erhalten. Dr. Michael Petrak, Leiter der Wildforschungsstelle in Bonn, bringt in seinem lebendigen Vortrag den Jägern des Hegeringes unsere kleinste heimische Schalenwildart als Hauptdarsteller näher.

Thomas-Hans Deckert

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