Lehrjagdrevier Wiehltalsperre

Lehrjagdrevier für Rehwild im Staatlichen Forstamt Eitorf

Im Rahmen einer Exkursion des Hegerings an die Wiehltalsperre, an der 25 Mitglieder teilnahmen, stellten FD Bernd Schwontzen, und Dr. Michael Petrak, das Lehrjagdrevier Wiehltalsperre vor. Im August 2000 wurde im Forstbetriebsbezirk Wiehltalsperre des Staatlichen Forstamtes Eitorf das erste Lehrjagdrevier für das Rehwild im Lande Nordrhein-Westfalen aus der Taufe gehoben. Das Vorhaben wird vom Staatlichen Forstamt Eitorf getragen, von der Wildforschungsstelle in Bonn wissenschaftlich begleitet und vom Ministerium für Umwelt, Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz in Düsseldorf unterstützt.Das Revier erstreckt sich von 240 - 420 m üNN. (Durchschnitt 350 m üNN). Aus den Grauwacken und Tonschiefern des rheinischen Schiefergebirges haben sich zumeist basenarme, lehmige Braunerden entwickelt. Die jährliche Durchschnittstemperatur liegt bei 7,3 ° C.

Einige Daten zum Revier:

Reviergröße:                 565 ha

Holzboden:                   531 ha

Wildwiesen:                  9,3 ha (17 Stück)

Ökoflächen:                  9,2 ha (alte Streuobstwiesen,

                                       Orchideenwiesen, Feuchtwiesen)

Verhältnis Laubholz zu Nadelholz: 60 / 40

Ein neues Revier entsteht
Mit dem Bau der 175 ha großen Wiehltalsperre im Jahre 1969 entstanden ca. 300 ha neue Waldflächen. Die in der Talsperre untergegangenen Fichtenwälder wurden am heutigen Uferhang durch umfangreiche Neuaufforstungen ersetzt. Nahezu die Hälfte der Aufforstungen bestehen aus den Baumarten Eiche und Buche. Mehr als drei Viertel der Waldflächen sind jünger als 50 Jahre. Über sechzigjährige Bestände finden sich heute in Altwaldinseln und niederwaldartigen Stockausschlagbeständen des ehemaligen Bauernwaldes.

Die waldbaulichen und forstlichen Arbeitsschwerpunkte liegen zur Zeit in der Jungbestandspflege und in der Schwachholzernte. Der jährliche Holzeinschlag aus den Pflegemaßnahmen beläuft sich auf ca. 1.500 Kubikmeter. Auf der Grundlage einer forstlichen Rahmenplanung wurden mit den Aufforstungen gezielt Waldinnen- und -außenränder angelegt Alte Obsthöfe und -wiesen der ebenfalls untergegangenen Dörfer wurden in die Aufforstungen integriert. Sie werden heute wieder herausgepflegt und bieten dem Wild interessante Äsungsflächen. Die Konkurrenz des Waldes wird dabei zurückgedrängt.  Das Revier Wiehltalsperre ist aber auch geprägt von intensivem Erholungsverkehr. 25 km Wanderwege werden Erholungsuchenden aus dem Großraum Köln rund um die Talsperre angeboten. Das Wegenetz bedeutet aus Sicht des Rehwildes naturgemäß einen nicht zu unterschätzenden Störfaktor.Insgesamt handelt es sich bei dem Untersuchungsraum um ein typisches Rehwildrevier des Rheinischen Schiefergebirges.Mit einer Jahresstrecke von rd 80.000 Stk. ist das Rehwild die meistbejagte Schalenwildart in Nordrhein-Westfalen. Es zählt hinsichtlich seiner Lebensweise und Ansprüche an seinen Lebensraum aber auch zu den unbekanntesten Wildarten. Die Träger des Lehrjagdreviers versuchen über langfristig angelegte Beobachtungszeiträume Antworten für die Gestaltung und artenverträgliche Bejagung des Rehwildes zu finden, die unmittelbar in die Jagdpraxis einfließen können.

Untersuchungsplanung
In dem Revier wird eine Lebensraumkartierung vorgenommen, die die jahreszeitliche Pflanzenentwicklung berücksichtigt. Über Vegetationsaufnahmen, die Darstellung der kulturgeschichtlichen Entwicklung und eine Erfassung der Waldbestände wird die aktuelle Pflanzengesellschaft dargestellt.

 Ziele der Untersuchungen sind:

-          Dokumentation des Lebensraumes

-          Geologie, Boden, Klima, 10 Jahreszeiten (phänologischer Kalender)

-          Aktuelle Vegetation

-          Nahrungsansprüche des Rehwildes an die vorhandenen Waldbestände

-         Konsequenzen in der waldbaulichen Behandlung der Waldbestände

-          Verhalten des Rehwildes

Umliegende Forst- und Jagdbetriebe werden wegen der Reviergrenzen überschneidenden Rehwildterritorien in diese Untersuchungen eingebunden.  Ein Wildtagebuch dokumentiert das revierspezifische Verhalten des Rehwildes. 

Für die Bejagung des Rehwildes gelten folgende Vorgaben:
 ·        Abschuss von Jährlingen nur, sofern sie schwach im Wildbret und schwach in der Gehörnausbildung sind.
 ·       2-4jährige Böcke werden geschont
 ·       Intervalljagd
         Mai - Mitte Juni
         Mitte Juli - Ende August
         September - Mitte OktoberDie Bestandsdichte liegt zur Zeit bei 12-16 St. Rehwild / 100 ha, der Abschuss bei 6,5 St. / 100 ha.Sämtliche erlegte Stücke werden körperlich nachgewiesen und untersucht. Erhoben werden dabei körperliche Parameter wie Körperlänge und -höhe, Alter und Gewicht.Ein Lenkungsausschuss aus Vertretern des Forstamtes, des Ministeriums für Umwelt und der Wildforschungsstelle wertet und wichtet die Untersuchungsergebnisse. Naturgemäß wird es noch einige Jahre dauern, bis erste konkrete Untersuchungsergebnisse vorliegen.

Auch untersucht wird der Einfluss des Tourismus. Besonderes Augenmerk liegt hierbei auf: 
 -          räumliche Verbreitung
 -          Kalkulierbarkeit
 -          Besucherlenkung

Die Vegetationsuntersuchungen werden von der Forschungsstelle finanziert. Alle anderen Maßnahmen werden vom Forstamt Eitorf getragen.Im Rahmen des vorstehend geschilderten Projektes wurden vom Forstamt Eitorf bestehende Wildäcker rehwildgerecht mit der Wildschutzmischung des Landesjagdverbandes bestellt. Die Kosten betrugen dabei ca. 200 € je Hektar, inclusive Bodenbearbeitung und Düngung mit einem phosphathaltigem Kalkdünger. Hierbei wird ca. 1/3 Dünger weniger ausgebracht, als in der Landwirtschaft üblich. 

In der Wildschutzmischung sollten enthalten sein:
-          Kreuzblütler
-          Gräser
-          ergänzende blühende Pflanzen als Angebot für Insekten
-          Buchweizen (Sommeräsung)
-          Raps / Rübsen
-          Gräser / Waldstaudenroggen, diese treiben bereits früh aus
-          Senf
-          Ölrettich

Lieblingspflanzen des Rehwildes im Winter sind Brombeere und Himbeere. Weitere wichtige Pflanzen: Bergweidenröschen, Vogelbeere, Heidelbeere, Dornfarn. Holzäsung ( z.B. Brombeere) ist im Winter wichtig, da die Leittriebe aus dem Schnee herausschauen und so vom Reh abgeäst werden können.Auf einer Wildwiese wurden Löwenzahn und Rotklee als Stickstoffzeiger vorgestellt. Grünäsungsflächen, die richtig angelegt und gedüngt werden, müssen nach 6-7 Jahren nicht erneut angelegt werden. Dazu gehört auch, das die Kleesorten und der pH-Wert immer kontrolliert werden.  Wichtig ist auch, dass keine Kirrung für das Schwarzwild an Äsungsflächen angelegt wird (Umbruch). Die Aktivitäten des Schwarzwildes fördern zudem unter unseren klimatischen Bedingungen häufig die Ausbreitung der unerwünschten Klette. Bei Wildäckern und Grünäsungsflächen sollten die Waldränder immer so gestaltet sein, dass das Rehwild geschützt austreten kann, z.B. mit Ginster oder Holunder.

Anna Maria Müller